Die Geschichte der Post- und Ansichtskarte

Die Postkarte, wie wir sie heute kennen, hat eine lange Tradition und Geschichte. Sie entwickelte sich Stück für Stück weiter und ist als jahrhundertelanges Kommunikationsmedium fast schon ein kleiner Zeitzeuge. Sie spiegelt geschichtliche und kulturelle Entwicklungen, sowie Teile des Zeitgeschehens wider. Sie wird heute zum Übersenden von Grüßen und Wünschen, sowie für werbedienliche Zwecke eingesetzt und auf sympathische Art und Weise liegen auch genau dort ihre Wurzeln. Ob beschriftet oder unbenutzt, jede Karte hat eine kleine eigene Geschichte. 

Bereits im 15. Jahrhundert wurden am Neujahrstag kleine Karten überreicht. Diese kleinen Glückwünsche enthielten christliche Motive. Man wünschte sich alles Liebe für das neue Jahr. 

Frankreichs Adel tauschte bereits im 18. Jahrhundert Visitenkarten aus, das französische Bürgertum folgte kurz darauf mit dieser Sitte. Die Verzierung mit Bildschmuck wurde etwas später praktiziert. Zur selben Zeit durften sich Englands Damen am 14. Februar, also am Valentinstag, über illustrierte und vorgedruckte Karten von ihren Verehrern erfreuen. Noch heute werden gerne Liebesgrüße an die Herzensdamen versendet, und das nahezu weltweit.

In der Biedermeierzeit, ca. 1820 bis 1850 zeigten die Deutschen ihre Freundschaft, Zuneigung und Treue mit Hilfe von Schmuckkärtchen, bzw. kleinen Bildgaben. Der Geschäftsverkehr wuchs stetig und sprunghaft und geschäftliche Papiere, z.B. Rechnungen oder Briefbögen, wurden mit Hilfe von Stahlstichen verschönert. Die Motive zeigten gerne Ornamente oder Ansichten von Fabriken. Ansässige Verlage an Orten für Urlaub, Erholung und zum Baden verkauften bereits Briefbögen mit Ansichten des jeweiligen Ortes. Neben dem Geschäftsbereich fanden auch Privatpersonen immer mehr Gefallen an illustrierten Briefbögen.

Neues erwächst bekanntermaßen aus Bedürfnissen und auch aus neuen Möglichkeiten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten viele Familien eng beieinander, lediglich die Vermögenden und Gebildeten waren räumliche Trennungen gewohnt und diese waren in ihren Kreisen auch durchaus üblich. Das nahe beieinander leben der Bürger implizierte eine schnelle und gute Kommunikation.
Die folgende Zuwanderung im Rahmen der raschen Industrialisierung änderte diesen Fakt jedoch schnell und deutlich erkennbar. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts änderte also einiges an gesellschaftlichen Herausforderungen. Genau das machte die Postkarte aber plötzlich noch interessanter und sie verbreitete sich noch schneller. Wer wollte nicht wissen, wie es den Liebsten geht und was Neues passiert ist? 

Positiv war auch der schnellere Transportweg mithilfe der Eisenbahn. Kurze Nachrichten konnten nun schnell und unkompliziert zugestellt werden. Quasi die SMS der damaligen Zeit. Und natürlich hatten die Menschen auch ein er-höhtes Bedürfnis, mit ihrer Familie und ihren Freunden in Kontakt zu bleiben. 

Erwähnenswert ist, dass die Entwicklung der Postkarte zwar in einigen Ländern Gemeinsamkeiten aufweist, es aber durchaus lokale Unterschiede gab. 

Hier die chronologische Reihenfolge nach Jahr:

  • 1870 Finnland, Großbritannien 
  • 1871 Belgien, Niederlande, Dänemark, Kanada
  • 1872 Schweden, Norwegen, Russland, Ceylon
  • 1873 USA, Frankreich, Serbien, Rumänien, Spanien, Japan
  • 1874 Italien
  • 1875 Uruguay, Guatemala
  • 1876 Griechenland
  • 1877 Türkei
  • 1878 Portugal, Persien, Argentinien
  • 1879 Ägypten, Bulgarien, Island, Mexiko
  • 1880 Brasilien, Neufundland
  • 1881 Kolumbien
  • 1883 Peru
  • 1886 Kongo
  • 1888 Montenegro

Um im deutschsprachigen Raum die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die damals zersplitterten Kleinstaaten des Deutschen Bundes zu verbessern, wurde der Deutsche Zollverein gegründet. Bevor die Währungen standarisiert wurden, standardisierte man zuerst die Gewichte. Dadurch konnte das Angebot der Leistungen besser verglichen werden. 

Preußen führte im Jahr 1865 die erste offene Sendung ein und schafft damit die wirklich relevante Vorstufe zur eigentlichen Postkarte, wie wir sie heute kennen. Auf dieser offenen Sendung durften nur die Empfänger- und Absenderadresse, das Datum und die Unterschrift des Absenders handschriftlich vermerkt sein. Der restliche Text musste gedruckt sein und den Zweck einer Anzeige, Bestellbestätigung, Preis-Courante oder Geschäfts Avise erfüllen. Das Material der offenen Sendung sollte dem der amtlichen Postanweisung ähneln, also fest sein. Auch ist die Größe ähnlich. Noch heute sind Postkarten meist aus festem Material hergestellt. Die „offene Sendung“ ist auch mit 4 Pfenning verhältnismäßig günstig.

Der Vorschlag zur Einführung einer Postkarte kam übrigens von dem Postdirektor Heinrich von Stephan vom Deutschen Postverein. Die Begeisterung hielt sich erstmal in Grenzen. Seine Hintergrundidee war die Vereinfachung und Verkürzung des Postverkehrs. 

Die Vorteile lagen klar auf der Hand, die Bedenken waren ebenso groß. Die Portokosten sollten sich auf ein Drittel des Briefportos belaufen und somit befürchtete man erhebliche wirtschaftliche Verluste. 

Die erste offizielle Einführung der Postkarte (Postkarte als Correspondenz-Karte) fand am 1. Oktober 1869 in Österreich-Ungarn statt. Und das, trotz aller Widerstände und Hürden. 

Süddeutsche Gebiete und der Bereich des Norddeutschen Bundes folgen ab ca. 1870. Der erste Verkaufstag in Berlin fand am 25. Juni 1870 statt und 45 468 Stück wurden am selbigen verkauft.

Und auch damals verhielt es sich nicht anders als heute: Etwas Neues kommt und zum Teil herrschen Skepsis und Widerstand. Die Postkarte ist offen lesbar und es wurde befürchtet, dass Dienstboten und andere Menschen Nachrichten lesen könnten, die eigentlich nur für den Herren des Hauses bestimmt waren.
Andere wiederum sorgten sich um den Verlust der Sprach- und Schreibkultur, da nur wenig Text verwendet werden kann. 

Trotz aller Skepsis und Widerstand – die Postkarte setzte sich kontinuierlich weiter durch. Die Vorteile der Zeit- und Geldersparnis haben letztlich gewonnen. Weiterhin machte die eben genau diese kurze Schreibweise die Karte attraktiv für die allgemeine Bevölkerung. Der Text musste nicht besonders kreativ, eloquent oder perfekt sein. 

Kurz nach der Postkarteneinführung begann der Deutsch-Französische Krieg. Dieser ging von Juli 1870 bis Mai 1871. Während dieser Zeitspanne wurden ungefähr zehn Millionen Feldpostkarten von deutschen Soldaten versandt. Im Juli 1872 wurde das Porto für Post-karten gesenkt. Damit kostete dieser nur noch die Hälfte der Portokosten eines Briefversands. Dadurch erhielt die Postkarte einen weiteren Aufschub und gewann an Beliebtheit. 

Um nicht nur ausschließlich innerhalb eines Landes Postkarten versenden zu können, hat der Weltpostverein im Jahr 1875 die sogenannte Weltpostkarte eingeführt. Ihren heute bekannten Namen bekam die Postkarte drei Jahre vorher. 

Die Vorderseite der Postkarte wurde übrigens über dreißig Jahre lang ausschließlich für den Text genutzt, während die Rückseite lediglich der Adresse diente. 

Dass auch Text neben der Adresse auf der Rückseite angedacht, wurde tatsächlich erst 1905 eingeführt.


Anfangs stellte die Postkarte einfach eine kostengünstige Alternative zum Brief dar, später entwickelte sich Stück für die Stück die typische Ansichtskarte. Ein Grund lag mitunter in der Weiterentwicklung der Druckmöglichkeiten und der Drucktechniken.
Zwischen den Jahren 1885 und 1918 hatte die Postkarte Hochsaison. Es wurden bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Milliarden von Postkarten verschickt.
In der Postkartenindustrie nahm das Deutsche Reich lange eine führende Rolle ein. Bereits im Jahr 1897 existierten über zwölf Betriebe, die sich auf die Produktion und Herstellung von Ansichtskarten konzentrierten. Von ihnen ging ca. die Hälfte der Produktion ins Ausland. Das deutsche Reich etablierte sich als Exporthersteller für Post- und Ansichtskarten.
Neue Verfahren im Bereich Drucktechnik und Grafik wurden teils zum ersten Mal auf Postkarten verwendet, wenn auch nur für kurze Zeit.
Anfangs waren die Drucke einfarbig, ab den 1890er Jahren etablierte sich Ver-fahren der Chromolithografie zur Herstellung der Postkarten. Weitere Anwendung fanden die Techniken des Kupfertiefdrucks, der Autotypie und des Licht-drucks. Später folgten Fotoabzüge mit Postkartenvordruck und Offsetdrucke. 

Die Postkarten wurden kreativer und pompöser. Es gab Bildmotive auf Metallfolien, transparente Folien, Mineralstaub, Stoffe, Sand, Glaskügelchen, sowie angeraute und samtige Oberflächen oder auch aufgenähte Seide und Plüsch. 

Das 19. Jahrhundert brachte bereits verschiedene Raffinessen zum Vorschein. Hierzu zählten bewegbare Rädchen, Transparentkarten (Simulation von Tag- und Nachtansichten einer Stadt oder Ortes) oder auch Karten mit blumigen Düften.
Sogenannte „Rucksackpostkarten“ erfreuten sich weiterer Beliebtheit. Diese erlaubten eine serienhafte Ansicht, da weitere Ansichtskarten aus ihr heraus-zuziehen waren.
Die Post- und Ansichtskarten gewannen weiterhin an Popularität. Nicht nur, dass diese besonders attraktiv gestaltet waren, in der Zeit zwischen 1885 und 1918 gab es teils in den Städten drei Postauslieferungen pro Tag. Daher ermöglichte der Versand und Erhalt der beliebten Karten kurzfristige Verabredungen zum Mittagessen oder für den kleinen Kaffeeklatsch am Nachmittag. 

Nach dem ersten Weltkrieg eroberte das Telefon die Hausend in sehr schneller Geschwindigkeit. Dadurch verlor die Postkarte an Nutzen und Beliebtheit.
Mit weiterer Einführung der Handys, Smartphones, SMS, Emails und diversen Messangersystemen ging der Status der Postkarte fortlaufend zurück.

Die Antwortkarte 

Die Antwortkarten kamen am 01.01.1872 auf den Markt. Die Gebiete waren: Bayern, Deutsche Reichspost und Württemberg.
Bevor diese zum aufgedruckten Postwertzeichen verkauft wurden, waren sie erst teurer, was sich allerdings recht schnell änderte. 

Der Postkongress in Wien im Jahr 1891 führte die Antwortkarte verpflichtend in sämtlichen Postvereinsländern ein. Die Bezahlung für die Hin- und Rücksendung erfolgte vorab seitens des Absenders. 

Die Karte bestand aus zwei zusammengeklappten Karten. Es gab einen Fragen- und einen Antwortenteil, zusammenhängend am oberen Teil. Klappte man die-se auseinander, so verdoppelte sich die eigentliche Größe der Postkarte. 

Das Feld für die Anschriftsseite befand sich im Innenteil der zusammengeklappten Karte. Der Versender füllt den Fragenteil aus und verschickt die zusammengeklappte Karte an den Empfänger und versieht diese mit der entsprechenden Adresse. 

Erhält der Empfänger diese Karte, trennt er den Teil mit den Fragen ab und schickt lediglich den ausgefüllten Antwortteil zurück an den Empfänger. Beide Teile der Antwortkarte waren entsprechend mit dem Wertzeichendruck versehen.
Der Weltpostkongress im Jahr 1969 in Tokio hat beschlossen, dass diese Antwortkarten nicht mehr zugelassen seien. Ab dem 01. Juli 1971 hat dieser Beschluss gegriffen.
Im Jahr 1992 hat die Generaldirektion der Deutschen Bundespost Postdienst die Anweisung erteilt, Aufträge für Antwortkarten zu stoppen, jedoch durften die Restbestände noch verbraucht werden.
Antwortkarten gab es in der Schweiz national ab dem Jahr 1874, die Möglichkeit fürs Ausland folgte im Jahr 1879. Der Verkaufstopp fand dort in den 1970er Jahren statt.

2014 feierte die deutsche Postkarte ihr 145. Jubiläumsjahr. Zu dem Zeitpunkt verzeichnete die Post den Versand im dreistelligen Millionenbereich. Es wurden 210 Millionen Karten versendet, besonders die bekannte Urlaubssaison in den Monaten Juni, Juli und August machten bereits 57 Millionen davon aus. Verständlich, denn handgeschrieben Urlaubsgrüße sind immer noch beliebt. Wer Freunden, Familie und den Liebsten allgemein eine Freude bereiten möchte, nutzt einen handschriftlichen Gruß. Besonders heutzutage, wo sehr viel digitalisiert ist, ist dieser Gruß besonders aufmerksam.
Aber nicht nur Urlaubskarten werden gerne versendet, sondern ebenso Einladungen, spontane Grüße und selbstverständlich auch saisonale Grüße. Hier zählen Anlässe Ostern, Weih-nachten oder der Valentinstag dazu.
Private Anlässe sind Geburtstage, Glückwünsche zur Hochzeit, Geburt eines Kindes oder ein neues Heim. Nicht zu vergessen Dankeskarten und Genesungswünsche.
Im Geschäftsleben haben sich Postkarten als Werbemittel ebenso etabliert und sind nicht wegzudenken.
Neben Flyern, Prospekten und Zeitungseinlagen, werden Postkarten gerne eigenständig genutzt. Sie eignen sich gut als kleine Infopost, beispielsweise für Rabattaktionen, Salestage, personalisierte Gutscheincodes, Aktionstage und vieles mehr. Gerne werden so auch persönliche Einladungen für spezielle Clubmitglieder kommuniziert.
Aber nicht nur Versand macht Postkarten als Werbeträger spannend. Viele Lokale, Clubs & Co. haben spezielle Auslagen mit Gratispostkarten. Diese können einfach von den Gästen mitgenommen und verschenkt oder natürlich auch gesammelt werden. Diese Karten sind oftmals besonders kreativ und auffällig gestaltet. Dadurch dienen sie gerne als Dekoelemente, die entweder die Pinnwand am Schreibtisch schmücken, oder sogar eingerahmt werden.
Diese sogenannten Freecards können zielgruppenorientiert ausgelegt werden und haben dadurch einen reizvollen Werbeeffekt mit weniger Streuverlust.
Oftmals befinden sich auch noch Informationen zu zukünftigen Veranstaltung auf ihnen oder auch schon mal kleine Sticker, Rabattcodes, QR-Codes und Hinweise auf den Werbetreibenden. Als Werbeträger eignen sie sich aufgrund der oben genannten Vorteile sehr gut und haben auch noch den zusätzlichen Vorteil, dass sie in der Herstellung und Verteilung kostengünstig abschneiden.
Somit bieten sie gute Optionen für junge Start-up´s und Firmen, mit schmalerem Werbebudget. Als Zielgruppe sind besonders die Generation U-30 und die Clubgänger zu erwähnen. 

Die Postkarte für Sammler 

Auch Sammler finden Gefallen an Postkarten, womit sie nicht mehr nur als Kommunikations- und Grußmittel dienen. Geschätzt gingen ungefähr aller produzierten Karten in den Jahren 1895 und 1914 und 1918 direkt an Sammler. Natürlich, ohne jemals benutzt oder beschriftet worden zu sein.

Die sogenannte Philokartie (Postkarten sammeln) entstand aus dem Sammeln von Briefmarken. Die begeisterten und fachmännischen Philatelisten (Briefmarkensammler) belächelten diese Sammelleidenschaft und deren Sammler zuerst. Sammlermagazine und Vereine für Postkarten starteten daraufhin den Versuch, die Sammler von Briefmarken zu bekehren und von der eigenen Leidenschaft zu überzeugen. Nachzulesen beispielsweise in der 1901er Satzung des „Centralverbandes für Ansichtskarten-Sammler“. 

Der „Sammlerverein für illustrierte Postkarten zu Hamburg“ wurde im Mai 1894 gegründet und ist damit der erste philokartistische Verein Deutschlands.


Weitere und zahlreiche kleinere Vereine folgten, als Beispiel zu nennen: 

  • „Internationale Ansichtskarten-Revue“ 
  • „Der Postkarten Sammler“
  • „Die kleine Reise um die Welt der Ansichtskarten“ oder auch
  • „Der Postkarten Sammler – Organ des Centralverbandes für Ansichtskarten Sammler“

Angestrebt wurde ein Regelkatalog, um Konventionen zu etablieren und mit Hilfe eines Regelkatalogs zu normen. Auch sollte das Sammelobjekt weiteren Studien dienlich sein, wie beispielsweise Drucktechniken, Hersteller, das Bild auf der Vorderseite und auch die Einbindung in das Bild der Gesamtsammlung. 

Das professionelle Sammeln von Ansichtskarten erhöhte auch den Anspruch an die Sammelobjekte. Es wurde erwartet, dass der Text entsprechend formuliert werden müsse. Denn ein schlechter Text verschandelt das künstlerische Bild. Aufgrund dessen gab es Hefte mit vorgefertigten Formulierungen und Texten.

Ein damaliges Sammlermagazin wies darauf hin, dass Ansichtskarten dabei helfen würden, die ganze Welt entdecken und kennenlerne zu können, auf ganz spielerische Art und Weise. Vor einhundert Jahren boten die Postkarten der damaligen Bevölkerung Einsichten in fremde Länder, Orte und zeigten Sehenswürdigkeiten. Ähnlich, wie die aktuelle Bilderfunktion im Internet.
Zusätzlich ermöglichte das Sammeln von Postkarten den Menschen eine persönliche Zuordnung der eigenen Heimat und der Fremde. Durch den Einfluss der Kolonialisierung und des Nationalismus bestand damals der Wunsch nach Abgrenzung. 

Die Sammlermagazine versuchten übrigens auch, nicht nur die Sammelobjekte, sondern auch die Sammler an sich zu katalogisieren und einzuordnen. Wer war nur Liebhaber? Was sammelten Sportler, und was präferierten die Wissenschaftler? Achteten Frauen mehr auf die Ästhetik und Männer mehr auf die Ordnung und die Systematik? Interessant ist der Fakt, dass wohl gut die Hälfte der Sammler Frauen waren. Ein kleines Stück Emanzipation durch dieses doch wissenschaftliche und lehrreiche Sammeln in der damaligen Zeit.
Aufbewahrt wurden die geliebten Sammelobjekte zuerst in Sammelkästen oder kleinen Pressen. Später lösten Sammelalben diese ab. In Deutschland wurden im
Jahr 1897 im Deutschen Reich sechzig Fabriken gezählt, die diese Sammelalben für Ansichtskarten produzierten. Der Look dieser Alben war abwechslungs-reicht. Schlicht oder thematisch gestaltete Einbände, für jeden Geschmack war etwas dabei. 

Noch heute werden Postkarten gerne gesammelt und so manches Schätzchen findet sich in Kellern, Dachböden oder auf Flohmärkten. Jede Karte ist etwas Besonders mit eigener Ge-schichte. Moderne Sammler finden besonders die verwendeten und beschrifteten Karten interessant. Sind diese doch Zeitzeugen vergangener Zeiten. Es gibt komplette Sammlungen, ähnlich die eines Briefaustauschs. Hieraus ergeben sich ganze Geschichten und Einblicke in persönliche Erfahrungen früherer Generationen und des damaligen Zeitgeschehens.

Nicht zu vergessen sind Postkarten von bestimmten Marken, wie z.B. „Diddl“. In den 90er Jahren war die Kultmaus sehr präsent und heute gibt es viele Fragen und Interessenten für diese Postkarten. Ähnlich verhält es sich mit Bandmerch, limitierten Editionen oder auch Post-karten, die persönlich von einem Prominenten unterzeichnet wurden. 


Die Postkarte heute 

Sie wird gerne gratis mitgenommen, dort, wo sie frei ausliegt. Zum Sammeln, auch zur Erinnerung an einen schönen Abend im Lieblingslokal.
Freche Sprüche zaubern ein Schmunzeln ins Gesicht und der Gedanke scheint tief verankert zu sein, eine Karte für jemanden mitzunehmen. Auch wenn viele Memes und passende Grafi-ken via Whatsapp & Co. verschickt werden, ist die Haptik einer Postkarte noch etwas ganz anderes.

Der Postkartenversand bietet nach wie vor die Möglichkeit, jemandem eine Freude zu bereiten. Denn neben Rechnungen und Werbung ist ein handschriftlicher Gruß im Briefkasten eine willkommene Abwechslung.
So manch einer nutzt die Postkarten auch für einen schnellen Gruß im eigenen Haushalt an die Liebsten. Gerne mit dem Hinweis, dass der Kaffee vorbereitet ist und ein schöner Tag gewünscht wird.
Andere verwenden Ansichtskarten auch als Lesezeichen oder dekorieren ihre Wohnung da-mit. Es ist auch eine schöne Möglichkeit, sich an den letzten Urlaub zu erinnern.
Selbstverständlich existieren auch besonders schöne Karten und vielleicht liegt das ein oder andere Schätzchen in den verschiedensten Haushalten. 

Auch das Stöbern auf Verkaufsplattformen kann die ein oder andere Überraschung zum Vor-schein bringen. Denn nicht nur die Karten haben eine Geschichte, sondern auch die entsprechenden Briefmarken. Briefmarkensammler bevorzugen zwar ungestempelte Wertzeichen, aber auch hier kann ein Glücksgriff gelandet werden. Vielleicht findet sich auch eine handgeschriebene Postkarte einer berühmten Persönlichkeit im hauseigenen Besitz?
Schön kann es auch sein, wenn man die Postkarten von Familienmitgliedern aus früheren Zeiten entdeckt. Ein Stück Familiengeschichte, die eventuell auch für die ein oder andere Überraschung sorgen kann. 

Auch können Postkarten verhältnismäßig günstig erworben werden. Werden diese eingerahmt, ersetzen sie auf kreative Weise den ein oder anderen Kunstdruck.
Mittlerweile gibt es auch verschiedene Anbieter, die personalisierte Postkarten herstellen. Man benutzt sich selbst als Urlaubsmotiv vor der schönsten Kulisse des Ortes.
Die Postkarte wird wohl nie gänzlich verschwinden, ist jedoch schon teils digital ersetzt wer-den, ähnlich der digitalen Visitenkarten.


Das Format der Postkarte 

Die ersten Formate für Postkarten waren kleiner.
1878 legte der Weltkongress in Paris eine Maximalgröße (international gültig) von vierzehn x neun Zentimetern fest. Abgeändert wurde dieses Maß beim Weltkongress im Jahr 1924 auf 10,5 x 15 Zentimeter. 1927 erfolgte in Deutschland das dem 1925 beschlossene Format, ähnlich DIN A6. Dieses Maß wird übrigens bei Postkarten als „Normalformat“ genannt. In den 30er und 40er Jahren setzte sich dieses beschlossene Format dann langsam immer mehr durch.
Zulässig im internationalen Postverkehr sind die Maße 140 bis 235 mm Länge, eine breite von 90 – 125 mm und das zugelassene Flächengewicht bewegt sich im Rahmen von 150 bis 500 g/m². Hier sind als übliche Formate DIN A6, DIN A5 und DIN lang zu nennen.


Lustige und seltsame Fakten rund um die Postkarte 

Ein komponiertes Stück, die perfekte Musik für Postkartensammler
Paul Lincke, ein bekannter Berliner Komponist für Operetten, komponierte im Jahr 1898 den „Marsch der Ansichtskartensammler“. Damals traf er wohl den musikalischen Geschmack der Philatelisten. 

In den 70er Jahren verschickt, 47 Jahre später angekommen
2019 tauchte in Sachsen plötzlich eine Ansichtskarte auf, die eine sehr lange Reise hinter sich hatte. Nämlich satte 47 Jahre. Christa Lehmann, bei Ankunft über neunzig Jahre alt, versendete damals an eine befreundete Familie Urlaubsgrüße aus der Tschechoslowakei. In den 70er Jahren ging die Karte zur Post und wurde mehrfach um die Welt geschickt. Ein Zeitungsaufruf verhalf zum Auffinden der Karte. Leider leben die Empfänger nicht mehr, aber die Erinnerung an den Urlaub wurde vielleicht wieder lebendig.